Warum eine gute Arbeitsatmosphäre so wichtig ist
Eine positive Arbeitsatmosphäre ist weit mehr als nur „nett“ – sie ist ein entscheidender Faktor für die psychische Gesundheit, Motivation und Leistungsfähigkeit. Gerade in einer Zeit, in der Stress, Homeoffice und steigende psychische Erkrankungen den Arbeitsalltag prägen, ist klar: Wie wir miteinander arbeiten, beeinflusst direkt unser Wohlbefinden – und damit auch unsere Ergebnisse.
Gute Arbeitsatmosphäre: Mehr als nur „harmonisch“
Eine gute Arbeitsatmosphäre bedeutet nicht, dass es nie Konflikte gibt. Sie beschreibt ein Umfeld, in dem:
- psychologische Sicherheit herrscht – Fehler dürfen offen angesprochen werden, ohne Angst vor Konsequenzen,
- emotionaler Zusammenhalt entsteht – Kolleginnen und Kollegen sich gegenseitig unterstützen,
- Wertschätzung und Fairness gelebt werden – jede Stimme zählt und wird gehört.
Diese Faktoren reduzieren chronischen Stress, der zu Burnout führen kann, und stärken die mentale Widerstandskraft.
Mentale Gesundheit und Arbeitsklima: Ein unterschätzter Zusammenhang
Die WHO bezeichnet Stress am Arbeitsplatz als eine der größten Bedrohungen für die psychische Gesundheit. Studien zeigen: Menschen, die in einem unterstützenden Umfeld arbeiten, sind gesünder, widerstandsfähiger und motivierter. Sie empfinden weniger emotionale Erschöpfung und entwickeln eine stärkere Bindung zu ihrem Arbeitgeber.
Erkenntnisse aus der Forschung
Casciaro & Lobo (2008): Beziehungen schlagen Kompetenz
Die Studie zeigt: Menschen arbeiten lieber mit Kolleginnen und Kollegen zusammen, die sie mögen und die sie emotional unterstützen – selbst dann, wenn diese weniger kompetent sind. Sympathie und emotionale Bindung wirken wie ein sozialer Schmierstoff, der die Zusammenarbeit erleichtert und Stress reduziert.
Casciaro, Lobo, Wilhelm & Wittland (2022): Emotionen steigern Leistung
Hier wird der Begriff „relational affect“ eingeführt: Die Art und Weise, wie wir uns gegenseitig fühlen lassen, hat messbare Auswirkungen auf Kreativität, Produktivität und Konfliktvermeidung.
Teams mit positiven emotionalen Bindungen:
- entwickelten mehr innovative Ideen,
- erreichten bessere Arbeitsergebnisse,
- erlebten weniger Spannungen und Konflikte.
Wie entsteht ein solches Teamklima?
- Vertrauen aufbauen: Gemeinsame Rituale, regelmäßige Teammeetings oder informelle Pausen fördern Nähe. Beispiel: „Virtual Coffee Breaks“ im Homeoffice stärken auch auf Distanz die Bindung.
- Offene Kommunikation fördern: Transparenz über Ziele und Herausforderungen verhindert Missverständnisse und schafft das Gefühl von Gemeinsamkeit.
- Positive Emotionen bewusst einsetzen: Studien zeigen, dass schon kleine Gesten – ein Dankeschön, Lob oder Unterstützung in Stresssituationen – die emotionale Verbundenheit steigern.
- Fehlerkultur etablieren: Statt Schuldzuweisungen sollten Teams eine Kultur entwickeln, in der Fehler als Lernchance gesehen werden. Dies reduziert Angst und stärkt psychologische Sicherheit.
Der Zusammenhang zu Human Code
In Human Code wird deutlich, dass mentale Stabilität und gesunde Beziehungen eng miteinander verknüpft sind. Eine positive Arbeitsatmosphäre ist ein konkretes Beispiel für das Prinzip:
„Das Umfeld prägt den Menschen.“
Wenn wir täglich 8 Stunden in einem unterstützenden, wertschätzenden Umfeld verbringen, beeinflusst das direkt unser Nervensystem, unsere Stresshormone und sogar unsere Selbstwahrnehmung. Ein toxisches Umfeld dagegen wirkt wie ein Dauerstressor – vergleichbar mit digitaler Überreizung oder fehlendem Schlaf.
Im Sinne von Human Code bedeutet das: Wir müssen unsere Arbeitsatmosphäre bewusst gestalten, um langfristig gesund zu bleiben. Das gilt für Führungskräfte genauso wie für Mitarbeitende.
Praktische Maßnahmen für Führungskräfte und Teams
- Regelmäßige Check-ins: Kurze Gespräche über Befindlichkeiten und Arbeitsbelastung.
- Teamevents oder gemeinsame Mittagspausen: stärken Beziehungen auch abseits der Arbeit.
- Mentale Gesundheitsangebote: z. B. Workshops zu Stressmanagement, Achtsamkeit oder Resilienz.
- Rollen- und Zielklarheit: Wer weiß, was von ihm erwartet wird, fühlt sich sicherer.
Eine gute Arbeitsatmosphäre ist keine Kür, sondern Pflicht: Sie schützt die mentale Gesundheit, steigert Kreativität und Produktivität und sorgt für weniger Konflikte. Unternehmen, die dies ernst nehmen, investieren nicht nur in das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden, sondern auch in ihren eigenen Erfolg.
Im Sinne von Human Code ist eine positive Arbeitsumgebung ein weiterer Baustein für ein artgerechtes, gesundes und leistungsfähiges Leben.
Literaturverzeichnis
- Casciaro, T., & Lobo, M. S. (2008). When competence is irrelevant: The role of interpersonal affect in task-related ties. Administrative Science Quarterly, 53(4), 655–684.
- Casciaro, T., Lobo, M. S., Wilhelm, H., & Wittland, M. (2022). The way we make each other feel: Relational affect and joint task performance. Academy of Management Discoveries, 8(1), 15–35.
- WHO (2022): Mental health at work: policy brief.
- AOK Fehlzeitenreport (2023): Psychische Gesundheit im Arbeitskontext.